Iran im Club der Atommächte, da ist der Wunsch der Vater des Gedanken.

Die Meldungen aus dem Iran übertreffen sich täglich selbst mit gefährlichem Unfug: 54.000 Zentrifugen zur Urananreicherung in Nathan, irgendwann vielleicht.

Kein Tag vergeht, ohne dass Irans Präsident Ahmadinedschad neue Schreckensnachrichten verkündet. Der provokante Perser ist hinlänglich für seine Übertreibungen bekannt. Schon im „Karikaturenstreit“ trat er dem illusteren Kreis der Holocaust-Leugner bei, kürzlich erfreute er die Welt mit Manöverberichten über futuristische Stealth-Raketen, jetzt visioniert er euphorisch über Irans Zukunft als Atommacht.

Da lohnt es doch einmal genauer nachzuschauen, wie es um das iranische Nuklearprogramm bestellt ist:

Derzeit verfügt der Iran in Natan über 164 Zentrifugen, die das Uran bis zu einem Grad von 3,5 Prozent anreichern. Der Bau von Kernwaffen benötigt zu 90 Prozent angereichertes Uran.Die 164 Zentrifugen sind seit dem 9. April in Betrieb und stellen nicht mehr als eine erfolgreiche Laboranordnung dar. Tatsächlich spricht der Iran auch lediglich von einer zivilen Nutzung des Uran. Mehr ist damit auch nicht möglich.

Laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) bietet die Anlage in Natan Platz für ca. 50.000 Zentrifugen, also es stehen so viele alte Lagerhallen dort leer oder was bedeutet diese Aussage? Bis Ende des Jahres möchten die Iraner 3.000 Zentrifugen in Betrieb nehmen. Irgendwann sollen es dann 54.000 Stück werden. Diese Zahl hört sich gigantisch an. Realistisch genügen diese geplanten Zentrifugen aber lediglich, um genügend Uran für den Betrieb eines 1000-Megawatt-Atomreaktors anzureichern. Ein solcher Reaktor wird derzeit im Süden Irans mit russischer Hilfe fertig gestellt. Die Lieferung des für diese Anlage benötigten Urans ist vertraglich mit Russland vereinbart. Der Iran hat keinen nachvollziehbaren Bedarf an weiterem niedrigangereicherten Uran. (Ein Schelm wer Böses dabei denkt!)

Das iranische Atomprogramm bewegt sich trotzdem nach Faktenlage in zivilen Grenzen und auch die benötigte Zeit bis zur Verwirklichung dieser Pläne ist noch beträchtlich. Es besteht offensichtlich aktuell keine militärische Bedrohung.

Allerdings ist es naiv anzunehmen, der Iran würde sich in Zukunft auf die friedliche Nutzung der Kernenergie beschränken.

In einer offenen diplomatischen Konfrontation wird der Iran aber nicht zum Einlenken zu bewegen sein, das wird allein der Angeber Ahmadinedschad nicht zulassen.

Mit einer öffentlichen Demütigung der Perser ist dem Problem nicht beizukommen. Womöglich ist dem Problem überhaupt nicht beizukommen und schlimmer noch, weder Bush noch Ahmadinedschad sind an einer friedlichen Lösung interessiert.

Der iranische Ministerpräsident strebt in guter alter schiitischer Tradition offenbar für sich und seine 68 Millionen Landsleute den Märtyrertod an. Da kommen ihm die Falken im Weißen Haus gerne zur Hilfe, denn die Bush-Regierung muss ihre Kriegspläne vor der Wahl im September 2006 verwirklichen, um noch Kreuzzug-Geschichte zu schreiben.

Bezeichnenderweise verdienen beide Parteien bis zu einem möglichen Krieg gut an den explodierenden Ölpreisen. Die amerikanische Öl-Lobby und der Iran als zweitgrößter Erdölexporteur kassieren einträchtig an den Tankstellen die Kriegssteuer für den bevorstehenden Show-down ab.