… und du präsentierst uns endlich eine ganzheitliche Kampagne. Jetzt wissen wir, wo wir eigentlich hingehen wollten – in die Kirche nämlich. Zumindest weiß das der Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung.
Das Wörtchen „Stiftung“ ist, zumindest im deutschen Sprachgebrauch, immer noch irgendwie mit altruistischen Zielen assoziiert. Tatsächlich sind private Stiftungen allerdings vorrangig steuerrechtlich relevante Konstrukte. Solch profane Motive kann ich der Bertelsmann-Stiftung aber selbstverständlich nicht unterstellens – sogar ausgesprochen niemals nicht.
Noch vor dem Starttermin der Kampagne „Du bist Kinderfreund“ veröffentlichten die Bertelsmänner am 15.12. 2007 per Pressemeldung eine frohe Botschaft aus ihrem Gütersloher Refektorium: Jeder fünfte Bundesbürger ist ein hochreligiöser Mensch und der große Rest der Welt ist auch nicht mehr bei Trost. Tröstlich dafür, ist dieser Befund womöglich für die Erfolgsaussichten von Jung von Matts Bemühungen. Offenbar ist Contrafaktisches derzeit en vogue genug für die „Du bist…“-Promotion der Top-Agentur.
Aber kann man/frau den Studienergebnissen überhaupt Glauben schenken, wo doch der Finanzier meist ein zuverlässiger Prädiktor für das Ergebnis solcher Art Befragungen ist? Und was haben die (wer jetzt?) dann davon, gibt es die Bibel nu‘ im Buchclub oder was? Und warum zum Teufel, warum unterstützt ausgerechnet die Beate Uhse AG die Kinderfreunde – ich dachte, die verkaufen Präservative und Masturbationshilfen? Der Gebrauch solcher Gerätschaften müsste dem deutschen Kinderfreund doch unbedingt prohibitiv erscheinen. Das ist nicht mal contrafaktisch, das ist contraproduktiv! Alles ist also sehr wirr, aber was soll man/frau da auch erwarten dürfen.
Ab morgen 18:00 Uhr dürfen wir dann sogar online bei Bertelsmann ein individuelles Religiositätsprofil erstellen und das mit irgenwelchen Durchschnittswerten vergleichen. Aber Vorsicht, das Ergebnis unterliegt der Vorratsdatenspeicherung. Die Identitäten von Häretikern und anderem Gesindel könnten der vatikanischen Glaubenskongegration bekannt werden.
Übrigens, der Schweizer Klein-Report meldet heute Morgen: << Die Werbeagentur Jung von Matt/Limmat hat den prestigeträchtigen Werbeetat der Schweizer Fluglinie Swiss verloren. >> Warum hat bloß das handgesegnete Weihnachtsmail bei den Eidgenossen nicht geholfen – schütten die da doch nichts ins Trinkwasser?
So mancher bekennende Atheist ist anscheinend doch religiös. Kein Wunder – bei den Fragen http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26928/1.html