Ballistische Annäherungen

Jericho-3 // Bildquelle: Debka@.comIsrael und Pakistan steigern die Reichweiten ihrer Mittelstreckenraketen kontinuierlich. Der Nahe und Mittlere Osten ist auf dem Weg zum Gleich- gewicht des Schreckens.

Am 01.02. 2008 meldete AP den erfolgreichen Test einer pakistanischen Mittelstreckenrakete vom Typ Ghauri. Der Flugkörper verfügt über eine Reichweite von 1.300 Kilometern und ist als Trägersystem für Nuklearwaffen konzipiert. Obwohl die Raketen dieser Entwicklungsreihe den Namen eines Feldherrn tragen, der im 12. Jahrhundert den indischen Fürsten Prithvi (übrigens der Namenspatron der indischen Atomraketen) besiegte, bedroht das pakistanische Arsenal allmählich auch Israel. Es wäre zwar abwegig anzunehmen, Pakistan unter Präsident Pervez Musharraf nehme die Israelis ernsthaft ins Visier, doch das Land ist politisch so in Bewegung geraten, dass ein grundlegender Politik- oder Regierungswechsel jederzeit möglich scheint. BITS: Pläne für den Notfall, klappt bloß alles nicht …

Man kommt sich näher ...

Bereits einige Tage zuvor hatte Israel eine Erweiterung seiner Massenmordkompetenz demonstrieren können. Medienberichten zufolge testeten israelische Militärs Mitte Januar ein Geschoss vom Typ Jericho-3. Mit 4.000 Kilometern Reichweite liegt endlich Pakistan, die einzige offizielle muslimische Atommacht in bequemer Schussweite der IDF. Bisher konnten die Israelis ihr Abschreckungspotenzial Richtung Pakistan nur mit den möglicherweise atomar bestückten Dolphin (212) U-Booten und ihrer Luftwaffe „projizieren“.

Beide Alternativen sind für Israel nur Zweitschlagoptionen. Denn ob seegestützte Marschflugkörper aus eigener Entwicklung tatsächlich die notwendige Präzision und Reichweite für einen effektiven Präventivschlag besitzen, ist eher fraglich. Mindestens genauso problematisch wäre der Angriff mit Flugzeugen. Schon in den 90er Jahren verweigerte ausgerechnet Indien den Israelis die Überflugrechte, die notwendig waren, um eine konventionelle Bombardierung der pakistanischen Nuklearanlagen durchzuführen.

Grundsätzlich sind alle denk- und undenkbaren Atomkriegsspekulationen zwischen Israel und Pakistan völlig abwegig. Doch Kalte Krieger erinnern sich vielleicht noch: Gerade die aller absurdesten Szenarien sind der Stoff, aus dem geglaubte Abschreckung gemacht wird. Quasi ein atomares Credo quia absurdum. Dummerweise ist die Welt aber voller Leute, die sich Irrationalität zur Geschäftsgrundlage gemacht haben. So kommt das Jüngste Gericht ja vielleicht doch noch – per selbsterfüllender Prophezeihung.
[Bildnachweis: 1. © Debka.com // 2. eigene Grafik © Alexander Otto; CC License Deed 2.0]
 

4 Gedanken zu „Ballistische Annäherungen

  1. kamenin

    Selbst ein mit radioaktivem Material ausgestattetes und bombardiertes AKW wäre per se erst mal nur eine dreckige Bombe: der Radius der Verstrahlung richtet sich dann nach der primären Explosion, also wieviel Sprengstoff gezündet wurde. Das ist noch keine Kernschmelze und noch kein Super-GAU. Die Gefahr für letztere besteht natürlich, sobald man ein im Betrieb befindliches AKW angreift.

  2. Jens

    Hi!

    Zitat: Im Jahr 1981 hatte die israelische Luftwaffe, vermutlich im Auftrag der USA, das im Bau befindliche irakische AKW, kurz vor der Beladung mit Brennelemeten, bombardiert und zerstört. Im Gegensatz zu diesem, damals im Bau befindlichen irakischen Atomkraftwerk, sind die Mehrzahl der iranischen Atomanlagen hochgradig radioaktiv belastet.

    http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/krieg-gegen-iran-atom.html

    Da war also noch nichts verstrahlt!

    Gruß

    Jens

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.