Kein Tag vergeht mehr, ohne dass das publizistische Sturmgeschütz nicht sein neues Hauptangriffsziel in 515 Pixeln Breite anvisieren würde: den bösen Politkommissar Kurt.
Nicht dass ich ein besonderer Beck-Freund wäre, aber was da täglich aus den Alster-Bunkern über die Leserschaft wegdonnert, das ist mehr Propaganda-Kanonade als Qualitätsjournalismus. Der arme Kurt wurde bereits derart waidwund kartätscht, dass er sich jetzt weinerlich ins Mainzer Feldlazarett abmelden musste.
Ob’s einfach am adligen Stiftungs- und Online-Kommandanten, dem Herrn Müller von Blumencron liegt, oder gar an CIA-Millionen, wie gewisse Eidgenossen spekulieren? Ich wage nicht mal zu vermuten, was den Spiegel zu solch schneidiger Frontalattacke treibt.
Immerhin wird mit derart groben Besteck polemisiert, dass mir der Erfolg der Kampagne eher fraglich erscheint. Da möchte man sich beinah fast aus Mitleid mit dem Pfälzer solidarisieren. Der Einsatz moraliner Attitüde als Kampfmittel öffentlichen Diskurses nimmt derweil definitiv inflationäre Ausmaße an. Soviel Wortbruch, Verrat und Untreue, einen wahren Abgrund an Landesverrat – wie sonst nur in Liechtensteiner Banktresoren verortet – wittert ausgerechnet der Spiegel in der Mainzer Staatskanzlei.
Nachhaltige Meinungsmache sähe dann doch anders aus. Subtil manipulativ eben, aber nicht so ein PR-Murks! Selbst Berliner Not-AbiturientInnen werden die politische Intention unschwer erkennen können.
Also nicht nur böse gemeint, sondern viel schlimmer: einfach beschissen gemacht, Herr v. Blumencron!
Ich lege ihnen dringend die Lektüre von E.L. Bernays „Propaganda“ nahe. Nicht dass ihre Auftraggeber ungehalten reagieren, ob soviel Dilettantismus.
Apropos Dilettantismus: Gestern versuchte auch Frau Illner ihr Publikum gegen den gefühlten Linksruck zu erregen. Zu Beginn der Sendung sprach die Maybrit von der „alten Tante SPD„, die sich nun wie eine Hure verhielte, um dann weiter zu schwadronieren, wer sich da wohl mit wem ins Bett lege. Soviel negativ sexualisierte Bildersprache schmeckt etwas streng nach Projektion im freudschen Sinn – oder wie war das noch mit dem René Telemann, liebe Maybrit?
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