20 Prozent Wählerzustimmung vermeldet die jüngste Forsa-Umfrage. Das sozialdemokratische Jahrhundertprojekt ist de facto beendet. Aus Ferdinand Lassalles Proleten wurden innerhalb von 145 Jahren Klein- bürger und die wählen ganz kleinbürgerlich – nicht die SPD.

Eins vorweg, die Sozialdemokratie war ein Erfolg für D-Land und Resteuropa: Kranken- und Sozialversicherung, öffentliches Bildungssystem, demokratische Teilhabe, Menschen- und Arbeitnehmerrechte, Frauen- und Sonstwas-Emanzipation und schließlich die europäische Integration haben ihre Verwirklichung, in dieser Kombination, maßgeblich der SPD zu verdanken. Gemessen am globalen Standart war das mal die zivilisatorische Avantgarde.

Spätestens zur Jahrtausendwende waren die sozialdemokratischen Kernziele dann einigermaßen erreicht oder zumindest in greifbare Nähe gerückt. Die Partei hatte sich überflüssig gemacht. Um es platt zu sagen: „Der Weg war das Ziel.“ Da angekommen, verfielen die Sozen konsequenterweise in orientierungslose Wohlstandsverwahrlosung. Einzig das Körpergewicht stieg, umgekehrt proportional zum politischen Gewicht, weiter an.

Ausgeleierten Jutesäcken gleich, korrespondiert die Form der SPD-Beutel jetzt mit deren konturlosem Inhalt. Egal ob Gabriel, Heil, Beck oder die breithüftige Nales – solche Physiognomie allein stimmt mich bedenklich (meist ist ja Scheiße drin, wenn’s nach Scheiße aussieht). Daher Schluß mit den opportunistischen PR-Manövern, verzweifelte Maßnahmen sind das Gebot der Stunde.

Warum also nicht versuchen, den politischen Inhalt direkt über die Human-Verpackung zu optimieren? Ein 12-monatiges Besinnungsfasten deutlich unter Harz IV-Niveau wäre jetzt angesagt. Das täte nicht nur der Figur gut, womöglich würde es vom Wahlvolk gar als gelebte Solidarität wahrgenommen. Nebenbei könnten Hunger-Halluzinationen der Parteiprogrammatik etwas visionäre Kraft verleihen. Schließlich übt sich echte Elite in Askese, statt sie anderen zu verordnen.

Übrigens: Die Häme a la SpOn und Konsorten, ob des erbarmungswürdigen Zustands der Genossen, ist unangebracht. Das ausgerechnet die medialen Profiteure der kleinbürgerlichen Evolution sich gegen diese wenden, ist bloß ein Treppenwitz, aber eben einer auf dem Weg ins Kellergeschoss und da wartet die Restauration. Versprochen!

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