Was haben Liberalismus und Systemtheorie mit Religion zu schaffen?

Verdammt viel, meint Sibylle Tönnies in der taz. Der Artikel ist lesenswert. Er schlägt den Bogen von Adam Smith über die deutsche Romantik bis zur luhmannschen Systemtheorie. Das ist nämlich alles die gleiche protoreligiöse Mystizismus-Scheiße.

Egal ob die Selbstregulierung der Märkte, vegetativ vorsichhinwirkelnde Naturkräfte oder eben selbstreferenzielles Hypergezirkel beschworen wird, gemeint ist die Vorsehung eines mächtigen Gottes. Den Gott, nicht Luhmann, lässt frau dann vorsichtshalber einen guten Mann sein, weil ja eh‘ alles viel zu kompliziert ist. Gott ist aber weder gut, noch ist er männlich. Gott ist überhaupt nicht. Die Sache geht daher irgendwann schief. Das ist realitätsfeste Systemimmanenz.

Unter dem Verweis auf obskurste Komplexität, kommunizierende Nano-Röhren, Vernetzung, Globalisierung usw. gibt solche Art Laisser-faire-Philosophie schlicht die Möglichkeit der menschlichen Einflussnahme auf. Nicht gerade emanzipatorisch, kulturelle Evolution sollte eigentlich mehr können als Impulserhaltung, also weg mit dem Unfug.

Adam Smith war sich der religiösen Dimension des Ultraliberalismus noch bewusst, aber Luhmann (das finde ich provokant)? Frau Tönnies bezieht sich in ihrer Kritik besonders auf Alexander Rüstow. Der hatte die Idee schon in den Vierzigern: Die Religion der Marktwirtschaft. Immerhin spendierte die Sibylle der 2004er Ausgabe das Nachwort.

Tja, da wäre ich ehrlichgesagt weder drauf gekommen noch habe ich überhaupt den taz-Artikel gefunden. Das tat der vortreffliche Sargnagelschmied – Danke Mann.

11 Gedanken zu „Was haben Liberalismus und Systemtheorie mit Religion zu schaffen?

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