Wochenendbeilage 30/31 2008: etwas andere Asiatika

JAPAN – Krieger ohne Regeln

[Bild: Wikipedia; public domain ]„Fast alle achten beim Kampf auf Leben und Tod auf die richtige Schwertführung und die Stellung des Körpers und der Füße. Sie versuchen, alles richtig zu machen. Das ist falsch.“ Meinte Miyamoto Musashi im 16. Jahrhundert und riet schlicht: „Gehe hinaus und töte. Töte mit einem Hieb.“

Seinen ersten Samurai erschlug Musashi im Alter von 13 Jahren mit einem Knüppel auf dem Dorfplatz: „Denn wahr ist, dass man alle Waffen, die man besitzt, gebrauchen sollte, statt sein Leben wegzuwerfen.“

Musashi führte das Leben eines Land-Samurai, kämpfte in sechs Kriegen und über 60 Duellen. Schließlich zog er sich in eine Höhle zurück, schrieb über sein blutiges Handwerk ein Traktat „Das Buch der fünf Ringe“ und starb friedlich. – In Japan wird Miyamoto Musashi bis heute als Kensei verehrt und für das globalisierte Management ist er Pflichtlektüre.

CHINA – Der General des Kaisers

[Bild: www.chinatoday.com.Ähnlich aber auch anders: Sunzi Wus „Kunst des Krieges„. Das 2.500 Jahre alte Büchlein zeigt, wie wir Initiative ergreifen und den Feind bekämpfen können – jeden Feind. Es ist lesenswert, bedarf aber einer quasi meditativen Betrachtung, um begreiflich zu werden.

Der westlich domestizierte Mensch fühlt sich schnell von der rohen Begrifflichkeit des Krieges abgeschreckt, obwohl er ihn täglich führen lässt und von ihm profitiert. Tatsächlich ist Krieg die extremste Zuspitzung des evolutionären Wettbewerbs. Seine Mechanismen finden sich überall im privaten und gesellschaftliche Leben wieder. Es ist sehr vorteilhaft, sich dessen bewusst zu sein: „Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten.“ – Chinas Präsident Hu schenkte Bush beim Staatsbesuch ein Exemplar. Er hat’s nicht gelesen.

INDIEN – Der Vollstrecker des Bhagavad Gita

[Bild: www.dandavats.com]Völlig hemmungslos ist schließlich das erbarmungslose Kriegerethos, das Krishna den Feldherrn Arjuna im „Bhagavad Gita“ lehrt. Als Arjuna vor der Schlacht von Kurukshetra auf der Gegenseite seine zahlreichen Verwandten, seinen Lehrer und viele geliebte Menschen erblickt, zweifelt er und will es lieber mit Diplomatie versuchen. Eigentlich keine so schlechte Idee.

Doch in diesem Augenblick verwandelt sich der Gott Krishna in Arjunas Wagenlenker und treibt ihm die pazifistischen Flausen aus: „Rüste dich zum Kampfe indem dir Freude und Leid, Gewinn und Verlust, Sieg und Niederlage gleichviel für deine Seele geworden sind und stürze dich in die Schlacht. So wirst du nicht in Schuld geraten.“ – Heinrich Himmler ließ gleich 80.000 Exemplare des Bhagavad Gita an die Waffen-SS verteilen. Er hatte damit Erfolg.

CAF-History – für immer jung und ewig gestrig

2 Gedanken zu „Wochenendbeilage 30/31 2008: etwas andere Asiatika

  1. cohen

    Gutes Motto vom Samurai:
    „Fast alle achten beim Kampf auf Leben und Tod auf die richtige Schwertführung und die Stellung des Körpers und der Füße. Sie versuchen, alles richtig zu machen. Das ist falsch.” Meinte Miyamoto Musashi im 16. Jahrhundert und riet schlicht: “Gehe hinaus und töte. Töte mit einem Hieb.”

    Irgendwie habe ich den Verdacht, dass Terry Pratchett das kannte und in „Interesting Times“ verwendet hat.

    Dort fordert ein Samurai den Barbaren Cohen zum Duell auf, indem er ein Seidentaschentuch in die Luft wirft und es mit seinem Katana zerteilt.
    Der Barbar wirft sein dreckiges Taschentuch hoch, zieht sein schartiges und stumpfes Schwert und enthauptet ein paar Samurai, die nach oben geschaut hatten. Seine Worte waren sinngemäß: „Entweder man kämpft oder man albert herum.“

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